Das neue Selbstbewusstsein der chinesischen Hersteller ist auf der Auto Shanghai 2025 für jeden greifbar. Längst geben die Autobauer aus dem Reich der Mitte bei der Transformation der Branche das Tempo vor, setzen Trends und bestimmen die Marktverhältnisse.
Beatrix Keim, Leiterin des Car Center of Automotive Research hat selbst über 30 Jahre in China gelebt und dort für verschiedene deutsche und internationale Automobilhersteller gearbeitet. Wir sprachen mit ihr über den Expansionskurs chinesischer Hersteller in Europa und die künftige Rolle deutscher Marken in China.
Was sind jetzt die größten Herausforderungen für deutsche Automobilhersteller in China?
Beatrix Keim: Tempo machen, aber gleichzeitig nachhaltig Wirtschaften und das Thema Sicherheit in den Fokus rücken. Der geflügelte Begriff „China Speed“ ist aber nicht für alle der richtige Ansatz, da er einige Aspekte unberücksichtigt lässt. Beispielsweise ist es wichtig, die Kundenbedürfnisse am Markt im Blick zu behalten sowie die Tatsache, dass sich in China die Altersstruktur in der Gesellschaft ändert.
Ist der durchschnittliche Autokäufer heute noch 15 bis 20 Jahre jünger als in Europa, wird dieser Wert in den kommenden Jahren steigen – mit entsprechend anderen Anforderungen an Komfort und Bequemlichkeit. Darüber hinaus ist es für die deutschen Hersteller natürlich maßgeblich, die politischen Regularien und den Fünfjahresplan der Regierung zu berücksichtigen.
Und die größten Herausforderungen für chinesische Anbieter in Europa?
Beatrix Keim: Generell ist das Image "Made in China“ in Europa noch immer nicht das Beste. Es fehlt noch das Vertrauen, vor allem im Händler- und Servicebereich. Gerade mit einer Marke, die man nicht kennt, möchte man ja ein vertrauensvolles Verhältnis haben, wenn mal etwas passiert oder wenn Teile gebraucht werden.
Dafür fehlt es aber derzeit noch an entsprechenden Marketingaktionen und vor allem an einem flächendeckenden Händlernetz. Aktuell erfüllt diese Herausforderung nahezu keiner der chinesischen Akteure in Europa.
Wer hätte denn ihrer Meinung nach die besten Chancen, sich durchzusetzen?
Beatrix Keim: Es kommt nicht unbedingt nur auf die Verkaufszahlen und günstige Preise an. Die Servicesicherheit und das „Wir-sind-für-dich-da-Gefühl“ sind wichtig. Diese Ansprüche erfüllt meiner Meinung nach derzeit Leapmotor am besten.
Durch die Allianz mit Stellantis ist Leapmotor in einer besseren Position als andere, weil die Marke auf ein existierendes Händlernetz zurückgreifen kann und das Image von Stellantis kann wiederum auf Leapmotor positiv abfärben. Die Strategie, gemeinsam mit einem etablierten Partner im Rücken an den europäischen Markt zu gehen, ist sicherlich ein guter Ansatz.