„Unsere Produkte sind keine Visionen. Sie sind serienreif und bieten echte Lösungen für echte Anforderungen unserer Kunden“, erklärte Vorstandschef Arnd Franz.
Range Extender: Brücke zwischen Batterie und Verbrenner
Das neu entwickelte Range-Extender-System soll die Reichweite von Elektrofahrzeugen auf bis zu 1.350 Kilometer (WLTP) verlängern. Der Hochvoltgenerator erreicht laut Mahle einen Spitzenwirkungsgrad von über 97 Prozent und eine Leistungsdichte von mehr als 50 kW pro Liter. Die Elektromaschine ist permanent erregt und verfügt über eine direkte Rotorkühlung, wodurch der Einsatz Seltener Erden reduziert werden kann.
Der Verbrennungsmotor im System arbeitet mit einem Wirkungsgrad von über 42 Prozent. Er nutzt die Mahle Jet-Ignition-Technologie, Turboaufladung und Miller-Steuerzeiten. Entwickelt für den Einsatz von Biokraftstoffen, soll er akustisch unauffällig arbeiten. Vorteilhaft seien die kompakte Bauweise, der geringe Materialeinsatz und die einfache Integration in bestehende Fahrzeugplattformen.
Thermomanagement: Wärmepumpe gegen Reichweitenverluste
Besonders im Winter leiden Elektrofahrzeuge unter Reichweitenverlusten. Mahle will diesem Problem mit einem neuen Thermomanagement-Modul begegnen. Kern ist eine integrierte Wärmepumpe, die die Reichweite um bis zu 20 Prozent gegenüber Systemen mit elektrischen Heizern erhöhen soll.
Das kompakte Modul bündelt Klimakompressor, Wärmetauscher, Pumpen, Sensorik und Ventile. Die Zahl der Kühlmittelpumpen im Fahrzeug kann dadurch von vier auf drei reduziert werden. Unterstützt werden die aktuellen Standards (R1234yf) sowie eine mögliche Umstellung auf R290 (Propan). Serienstart sei innerhalb der kommenden zwei Jahre geplant.
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Ethanol-Komponenten: Anpassungen für den Bestand
Auch der Fahrzeugbestand spielt für Mahle eine Rolle. Mit der sogenannten „Power Cell Unit“ stellt der Konzern Bauteile vor, die Motoren für den Betrieb mit Ethanol optimieren sollen. Dazu gehören speziell entwickelte Kolben, Kolbenbolzen, Ringe sowie angepasste Ventil-Sets.
Die Komponenten sind verschleißbeständig, korrosionsresistent und hitzefest. Sie sollen außerdem den Schmierölverbrauch reduzieren. Nach Unternehmensangaben ist damit eine CO₂-Minderung von bis zu 70 Prozent möglich. Bei nachhaltiger Produktion von Bio-Ethanol sei sogar ein nahezu CO₂-neutraler Betrieb darstellbar.
Bionisches Gebläse: Inspiration aus der Natur
Für die Klimatisierung im Fahrzeug zeigt Mahle ein Radialgebläse, dessen Schaufeln von den Flossen von Pinguinen inspiriert sind. Entwickelt wurde es mithilfe eines KI-gestützten Tools, das über 30 Millionen virtuelle Designs generierte, bevor Prototypen entstanden.
Das Gebläse arbeitet vier Dezibel leiser als herkömmliche Modelle und reduziert damit den Geräuschpegel um rund 60 Prozent. Zugleich steigt die Energieeffizienz um 15 Prozent. Durch die schmale Bauweise schafft das System zusätzlichen Bauraum, ein Vorteil vor allem in Elektrofahrzeugen.
Ladeinfrastruktur: Kabelgebunden, induktiv, mobil
Mit chargeBIG stellt Mahle seine Lösungen für Ladeinfrastruktur vor. Mehrere Tausend Ladepunkte sind bereits installiert, eine neue Generation soll seit Sommer 2025 verfügbar sein. Sie umfasst eine besonders kompakte Wallbox – laut Unternehmen die kleinste der Welt – sowie mobile Ladelösungen, die etwa auf Baustellen oder bei Veranstaltungen ohne feste Installation eingesetzt werden können.
Darüber hinaus zeigt Mahle ein induktives Ladesystem, das vom amerikanischen Normungsinstitut SAE als globaler Standard anerkannt wurde. Ein Positioniersystem soll das Fahrzeug automatisch korrekt ausrichten. Wirkungsgrade von über 92 Prozent seien unter Alltagsbedingungen erreichbar.

Service und Diagnose: Schneller Überblick im Werkstattalltag
Auch für den Aftermarket gibt es neue Ansätze. Mit dem Gerät E-HEALTH Charge kann der Zustand von Hochvoltbatterien herstellerunabhängig in 15 Minuten überprüft werden. Außerdem demonstriert das Unternehmen auf dem Testgelände, wie KI die Klimatisierung individuell an die Insassen anpassen kann.
Mit dem „Workshop Heroes Van“ will Mahle zudem Werkstätten in Europa erreichen. Vor Ort können neue Geräte zur Fahrzeugdiagnose, Kalibrierung, Klimaservice oder Batterietests direkt ausprobiert werden.
Politik und Industrie im Blick
Franz verband die technischen Präsentationen auch mit einem Appell: „Europa muss jetzt den anderen großen Weltmärkten folgen und in seiner CO₂-Regulierung den Wettbewerb aller Technologien ermöglichen. Es geht nicht nur um Klimaschutz, sondern auch um die Wettbewerbsfähigkeit Europas und um den Erhalt von Arbeitsplätzen.“
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