Die automobile Luxuswelt ist oft auch die Welt der Superlative. Aston Martin bildet da keine Ausnahme. Die britische Traditionsmarke spricht bei der Neuauflage des Vanquish Volante vom "stärksten und schnellsten Cabrio der Firmengeschichte". In Zahlen: 614 kW/835 PS und 345 km/h Spitze. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit solcher Extremwerte stellt sich hier nicht. Aston Martin liefert nur, was am Markt nachgefragt wird. Geld ist offensichtlich mehr als genug vorhanden, Kunden stehen bisweilen Schlange, vor allem, wenn das Produkt limitiert ist, und erweitern so in vielen Fällen ihre Sammlungen. Vom Vanquish sind lediglich 999 Exemplare vorgesehen, Coupé und Cabrio. Letzteres kostet in Deutschland in der Basis 417.000 Euro.
Aston Martin Vanquish Volante: "Eyecatcher"
Optisch ist der Volante ein echter "Eyecatcher". Den Briten gelang einmal mehr ein klassisches, zweisitziges Gran-Turismo-Cabrio in perfekten Proportionen, das jedoch in keiner Weise aggressiv oder prollig daherkommt, sondern vielmehr durch Eleganz und Stil überzeugt und die Blicke der Passanten einfängt. Die Abmessungen gerieten mit 4,86 Metern in der Länge und über zwei Metern Breite üppig. Beides macht das Rangieren in engen Situationen wie Innenstadt oder Parkhäuser zu einer kleinen Herausforderung, selbst wenn Sensoren und Kamera helfen, Rempler zu vermeiden.
Umso entspannter lässt es sich im Vanquish Volante leben, sobald es bei sonnigem Wetter auf leere und kurvenreiche Landstraßen geht. Das elektrische Verdeck – es gibt es alternativ auch in den Farben Rot, Blau oder Grau – benötigt gerade einmal 14 Sekunden, um hinter den Sitzen unter einer Klappe zu verschwinden. Zur Not funktioniert die Top-down-Prozedur auch während der Fahrt bis zu einem Tempo von 50 km/h. Umgekehrt natürlich ebenso, sollte überraschend Regen aufziehen.
Fahrbericht: Aston Martin Vanquish Volante

Fahrwerk, Lenkung und Bremsen gehören zum Besten, was Ingenieure bislang unter Serienfahrzeuge geschraubt haben. Der Vanquish Volante verkörpert hohe Professionalität, lässt sich trotz seiner Größe leichtfüßig, agil und mit toller Präzision fahren. Und dies mehr oder minder in allen fünf Fahrmodi (Wet, GT, Sport, Sports + und Individual). Zur besseren Balance sitzt das 8-Gang-Automatikgetriebe nicht am Motor (wäre dann arg kopflastig), sondern zusammen mit dem elektronischen Differenzial an der Hinterachse. Innerhalb von nur 135 Millisekunden kann das Differenzial von komplett offen auf 100 Prozent sperren. Schneller macht dies laut Aston Martin kein Wettbewerber.
Die Sicherheitsreserven des britischen GT sind enorm. Und das ist gut so. Denn der mächtige Zwölfzylinder – eine komplette Neuentwicklung – liefert aus jeder Lebenslage Druck ohne Ende. Mit seinen 835 PS – sie dürften als kleiner Wink in Richtung Ferrari gedeutet werden, der 12Cilindri hat 830 PS – ist er fast doppelt so stark wie der Erstlings-V12, den Aston Martin vor 25 Jahren im DB7 einsetzte. Auch das Drehmoment wuchs astronomisch, von 543 auf nunmehr 1.000 Newtonmeter. Und die schickt die Kurbelwelle bereits bei bescheidenen 2.500 U/min ins Getriebe. Mehr Souveränität beim Fahren lässt sich mit einem Verbrennungsmotor kaum generieren.
Hinzu kommt ein angenehm sonores Grollen, das die immense Kraft des Motors perfekt akustisch abbildet, erst recht, wenn man sich für die aufpreispflichtige Titan-Auspuffanlage entschieden hat.
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Zu diesem schönen Sinneserlebnis trägt natürlich das luxuriöse und handwerklich top gemachte Interieur bei. Es ist eine stilvolle Mischung aus Touchscreen-Technologie und klassischen Schaltern (Hardkeys). Passend dazu: modernste Online-Konnektivität, in der Vergangenheit bei britischen Fahrzeugen ja oft genug ein Manko. Für den Vanquish hat Aston Martin viel Geld in eine fortschrittliche Elektronik-Architektur investiert, was sich nicht nur in einer gut funktionierenden, natürlichen Sprachbedienung sowie der Integration von Apple CarPlay Ultra (erster Autohersteller überhaupt) zeigt, sondern auch in dem ganzen Bündel an zeitgemäßen Assistenzsystemen.
Wem die Ausstattungsoptionen des Spitzenmodells nicht genügend Vielfalt bietet, kann seinem Individualisierungswunsch beim hausinternen Service "Q by Aston Martin" nachkommen, beispielsweise den Namen oder die Initialen in die Kopfstützen einnähen lassen. Das Angebot reicht bis hin zu maßgeschneiderten Komponenten, die den Vanquish Volante zum Unikat machen. Und das Business-Modell läuft prächtig. 80 Prozent der Kunden entscheiden sich beim Kauf eines Aston-Martin-Modells für die Q-Sonderbehandlung.