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125 Jahre Mercedes: Wie ein Frauenname Automobilgeschichte schrieb

09.06.2025 06:48 Uhr | Lesezeit: 4 min
125 Jahre Mercedes – Im April 1900 debütierte ein Daimler-Motorwagen als erstes Mercedes-Modell und damit zugleich die erste automobile Premiummarke.
© Foto: Mercedes-Benz Classic Archive

Dieser klangvolle Name steht seit 125 Jahren für die heute wertvollste Premium-Automarke der Welt. Es war die Tochter eines österreichischen Verkaufsgenies, der den Stuttgarter Daimler-Konzern zur ersten automobilen Luxusmarke machte und das Auto in die Moderne führte.

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Das Patent-Auto des deutschen Erfinders Gottlieb Daimler war bereits 15 Jahre alt, als es im April 1900 endlich den Entwicklungssprung von der antiquierten pferdelosen Motorkutsche zum modernen Motorwagen mit flacher, gestreckter Silhouette und tiefem Fahrzeugschwerpunkt schaffte. Plötzlich mutierte das Automobil vom Spielzeug einzelner reicher Enthusiasten zum begehrten, in größerer Serie gebauten Luxusfahrzeug für die High Society – möglich gemacht durch den ersten Mercédès 35 PS, der im mondänen Nizza vorgestellt wurde. Und fast alle anderen Marken zogen nach.

Mercédès? Hinter dem neu kreierten Markennamen – anfangs noch mit markanten Akzenten über den beiden "e" – verbarg sich Mercédès Jellinek, die Tochter des erfolgreichen Daimler-Händlers Emil Jellinek. Der in Nizza und in Baden bei Wien residierende Emil Jellinek feierte Ende der 1890er Jahre unter dem Pseudonym "Monsieur Mercédès" mit Daimler-Modellen Motorsporterfolge und nahm für seine Kunden mehr als 60 Prozent der Daimler-Jahresproduktion ab.

Mit dieser Marktmacht setzte Jellinek bei Daimler durch, die Luxusmodelle unter dem Namen seiner Tochter vertreiben zu dürfen. Daimler beantragte daraufhin den Markenschutz für Mercédès. Mercédès Jellinek ihrerseits ließ sich fortan gerne werbewirksam mit den Fahrzeugen fotografieren, allerdings ohne jemals selbst ein Auto zu besitzen. Als Daimler 1926 mit dem Konkurrenten Benz zur Daimler-Benz AG fusionierte, wurde der Markenname in Mercedes-Benz geändert. Damit begann eine neue Geschichte des Premium-Automobils, die bis heute andauert.


125 Jahre Mercedes

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Ein weiblicher Vorname wie Mercédès für ein ausgesprochen maskulines Produkt galt um 1900 als Sensation, zumal fast alle Konkurrenten ihre Motorwagen nur nach deren Erfindern benannten. Schon seine Geburt verdankte das Patent-Automobil mehreren Männern: Nikolaus Otto und Wilhelm Maybach entwickelten zunächst geeignete Benzinmotoren, Carl Benz und Gottlieb Daimler 1886 die ersten Motorfahrzeuge.

Laufen lernen musste das junge Automobil dann aber mit einer Frau am Steuer. Es war Bertha Benz, die 1888 mit dem Patent-Motorwagen ihres Mannes die erste Überlandfahrt wagte und so das Auto werbewirksam in die Zeitungen brachte. In Weltstädten wie Berlin, Paris oder New York gab es schon bald die ersten Chauffeusen mit Fachkenntnissen, die alleinstehende Damen auf ihren Ausflügen begleiteten.

Dennoch konnten sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nur wenige Fortschrittsgläubige die exorbitant teuren motorisierten Kutschen leisten. Als erster serienmäßig hergestellter Kleinwagen sorgte 1894 der Benz Velo für Furore, geschickt beworben durch eine Werbefahrt von Clara Benz, der Tochter des stolzen Autopioniers Carl Benz. Vaterstolz war es auch, der den autoverrückten, aber kühl kalkulierenden Geschäftsmann Emil Jellinek im Jahr 1900 den klangvollen spanischen Namen seiner 1889 geborenen Tochter Mercédès als Markenbezeichnung für Daimler-Modelle durchsetzen ließ.

Ab 1897 war der österreichische Kaufmann Jellinek an der französischen Riviera in Nizza tätig, und dort, an der Küste der Schönen und Reichen, erregte der wohlhabende Car Guy mit seinen Fahrzeugen der Marken Benz und Daimler großes Aufsehen. Im Jahr 1899 nutzte er bei Autorennen erstmals das Pseudonym „Monsieur Mercédès“. Eine Geste gegenüber seiner Tochter, die seinen finanzstarken Bekanntenkreis ebenso beeindruckte wie die Fahrleistungen seines schnellen Daimler-Motorwagens: Emil Jellinek stieg zum größten Daimler-Händler der Welt auf. Immer schneller, immer besser und immer leichter zu bedienen, sollten die Automobile nach Jellineks Vorstellung werden und das Kutschenzeitalter hinter sich lassen.

Am 2. April 1900 vereinbarte der Großhändler mit Daimler die Lieferung neu konstruierter Automobile und eines neuen Motors, der den Namen Daimler-Mercédès führen sollte. Als der erste Daimler-Mercédès des genialen Ingenieurs Wilhelm Maybach im Dezember 1900 bei Jellinek eintraf, war dieser begeistert: Der flache und leicht bauende Wagen brach mit dem üblichen Kutschen-Layout. Aber auch technisch machte der sensationell starke Wagen einen Sprung in die Zukunft. So erreichte der als Mercedes 35 PS vermarktete Racer dank eines neuartigen 6,0-Liter-Vierzylinders mit revolutionärem Bienenwabenkühler – die bis dahin allgegenwärtigen Kühlprobleme waren gelöst – fast 90 km/h, ein damals fulminantes Tempo.

Jellinek bestellte 72 neue Daimler unterschiedlicher Klassen, das waren mehr als 60 Prozent einer Daimler-Jahresproduktion. Vor allem aber sorgte der erste Mercédès – der Name wurde manchmal auch ohne Akzente verwendet – vom Typ 35 PS mit Motorsporterfolgen bei der "Semaine de Nice" für Aufsehen. Triumphe, die geschickt global vermarktet wurden: Die Basis für Mercédès als erste automobile Luxusmarke überhaupt war gelegt. Aus dem Mercédès 35 PS entstand ab 1902 die Mercédès-Simplex-Reihe, alltagstaugliche Sportwagen.

Der Automobile Club de France verkündete daraufhin: "Wir sind in die Ära Mércèdes eingetreten", Frankreich als führende Autonation wurde abgelöst. Daimler meldete 1902 den Namen "Mercédès" als Warenzeichen an, die Geburtsstunde der ersten weltweit erfolgreichen Marke mit weiblichem Signet. Emil Jellinek bekam 1903 die Erlaubnis, sich fortan Jellinek-Mercédès zu nennen. "Wohl zum ersten Mal trägt der Vater den Namen seiner Tochter", kommentierte er zufrieden. Als 1910 der Mercedes-Stern auf den Kühlern der Mercedes-Modelle prangte, war das Interesse von Jellinek-Mercedes am Vertrieb von Automobilen allerdings bereits erloschen. Der Name seiner Tochter erwies sich jedoch weiterhin als Glücksfall für den Stuttgarter Autobauer. Ob bei amerikanischen Millionären wie John D. Rockefeller, John Jacob Astor und J.P. Morgan oder bei der europäischen Finanz-Hautevolee, Mercedes etablierte sich als erstes automobiles Premium-Label. Eine Luxusmarke, die man(n) einfach haben musste, dafür sorgte das Cuvée aus Noblesse und adrenalingeladenen Motorsporterfolgen.

Als 1926 die Konkurrenten Daimler und Benz fusionierten, entstand ein neues Markenzeichen: Der Stern ist umgeben von den Wortmarken "Mercedes" und "Benz", beide verbunden durch einen Lorbeerkranz. Diese Symbole zieren die Pkw und Lkw – Daimler Truck ist heute der global größte Nutzfahrzeughersteller – bis heute. Ikonen wie die Kompressor-Modelle aus der Vorkriegszeit, die SL- und S-Klasse-Typen seit den Wirtschaftswunderjahren, aber auch Millionseller wie die gutbürgerlichen C- und E-Klassen sowie die vielen siegreichen Rennwagen polierten das Premiumimage, das nicht einmal durch die kleine A-Klasse Kratzer erhielt.

Bester Beweis: Heute ist Mercedes die wertvollste Premium-Automarke der Welt, eine Marke, der auch die Pop- und Rockmusik Referenz erweist. Janis Joplin machte 1970 mit „Oh Lord, won’t you buy me a Mercedes Benz“ den Anfang, die Eagles („Hotel California“), Sheila E. oder Pink folgten. Und Mercédès Jellinek? An die bereits 1929 verstorbene Namenspatin erinnern heute das Mercedes-Museum in Stuttgart und zwei nach ihr benannte Straßen.

 

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