Spät starten, aber dann souverän überholen. Diese Gangart wurde VW schon diverse Male attestiert. Erwähnt seien nur Touran und Tiguan. Sie entwickelten sich nach ihren Debüts schnell zu Bestsellern in ihrem Segment und fuhren locker an der Konkurrenz vorbei. Ähnliches passiert gerade auf dem Elektro-Sektor. Jüngste Zulassungszahlen zeigen, der VW ID.7 sicherte sich in Deutschland im April zum vierten Mal in Folge die Spitzenposition, gefolgt vom ID.3 und ID.4 sowie dessen Coupé-Variante ID.5.
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„Als Marktführer in Europa und Deutschland müssen wir den Anspruch an eine Pole Position auch bei der Elektromobilität haben“, sagt Martin Sander, Vorstand für Vertrieb, Marketing und After Sales der Marke VW, „unsere Auslieferungen an E-Fahrzeugen haben sich im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr verdoppelt.“ Wie gut sich für VW das Geschäft entwickelt, zeigt noch eine andere Zahl. Ende des Monats wird die Wolfsburger Marke 1,5 Millionen ID-Modelle ausgeliefert haben, ein Zuwachs von gut 50 Prozent seit Mai 2025.
800 Kilometer im VW ID.7
Vertriebsprofi Sander ist sich sicher, dass die Zukunft der individuellen Mobilität elektrisch ist, unabhängig davon, welche Prognosen für den Ausstieg aus der Verbrennerwelt gegeben werden. Wie gut selbst lange Touren mit Elektroantrieb bereits funktionieren, diese Erfahrung machte Sander jüngst mit einem ID.7 Tourer. Mit dem Mittelklassekombi besuchte der VW-Manager diverse Händler in Österreich, Frankreich, Belgien und Deutschland, legte über 3.000 Kilometer in fünf Tagen zurück. „Für die letzte Etappe von Brüssel nach Hamburg, knapp 800 Kilometer, war lediglich ein kurzer Ladestopp von zehn Minuten nötig“, so Sander.
VW wird sein Elektroportfolio zügig nach unten erweitern, um den leisen Antrieb massentauglich zu machen. Sogar ein elektrischer City-Flitzer ist in der Entwicklung. In der Größe eines VW up! (A0-Segment) soll der Mini-Stromer – die Studie hierzu hieß ID Every1 – ab zirka Herbst 2027 in der Basis weniger als 20.000 Euro kosten. Damit dieser Preis gehalten werden kann, verfolgen die Ingenieure eine stringente Gleichteilstrategie im Rahmen des modularen Elektronikbaukastens MEB sowie den Einsatz von kleineren und vor allem günstigeren LFP-Batterien (Lithium-Eisen-Phosphat).
VW ID.2 X soll bald kommen
Schon diesen Spätsommer wollen die Wolfsburger auf der IAA in München ein Concept Car namens ID.2 X präsentieren, dessen Design weitgehend der Serie entspricht. Technisch Grundlage bildet die Frontantriebs-Plattform MEB 21. Der ID.2 X ist die SUV-Variante des ID.2, ein Modell in Polo-Größe, dessen Produktion im Mai 2026 anlaufen soll. Auch für den SUV-Ableger X ist die Markteinführung noch für 2026 geplant.
Was die Modellbezeichnungen betrifft, wird derzeit viel spekuliert. Gelüftet werden soll das Geheimnis im Rahmen der IAA. Angeblich sollen die kleinen Stromer in der Serie nicht einfach ID.1. ID.2 und ID.2 X heißen, obwohl sich das von der Typologie her anbieten würde. Vom Markenvorstand Thomas Schäfer war ja bereits zu hören, dass auf jeden Fall ikonische Namen wie Golf, Polo, Tiguan und Passat, ja selbst das Kürzel GTI in der Elektroära weiterleben sollen. Letzteres wurde unlängst bestätigt.
Die Studie ID.2 GTI findet noch 2026 Einzug in die Serie, pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum der Wolfsburger Sportwagen-Legende Golf GTI. Auch die Namen T-Roc und T-Cross könnten die Elektrowende überleben, allerdings ohne das T. Warum also die SUV-Derivate nicht ID.Roc oder ID.Cross nennen?
VWs erstes MEB-Modell, der ID.3, erhält im nächsten Jahr ein recht umfangreiches Facelift. Die Frontpartie wird Ähnlichkeiten zum Design des ID.2 aufweisen. Auch dessen Cockpit-Layout hält Einzug in den ID.3. Sogar die Billiglösung (Diess-Erbe) der Fensterheber wandert in die Tonne. Es gibt wieder vier Schalter für vier Scheiben und nicht wie zuvor zwei für vorne plus Umschaltknopf für hinten.
Um weiterhin konkurrenzfähig zu sein, was die Preise angeht, soll die Einstiegsversion des ID.3 mit LFP-Batterien ausgestattet werden. Auch neue Motoren wird es geben. Sie stammen aus der APP-550-Generation des ID.7.
VW: Zweite Generation des T-Roc kommt
Selbstverständlich laufen die heutigen Verbrenner-Varianten parallel weiter und werden durch gezielte Updates bis ins nächste Jahrzehnt fit gehalten. Sogar ganz neue Modelle schickt VW an den Start. Noch in diesem Jahr wird die zweite Generation des T-Roc vorgestellt. In den Abmessungen geringfügig gewachsen, erhält das Crossover-Fahrzeug 2026 als erstes VW-Modell einen Vollhybrid (HEV).
Der Mischantrieb soll dann 2027 auch im Golf verfügbar sein und damit helfen, den CO2-Ausstoß weiter zu reduzieren. Dies dürfte wohl endgültig das Gerücht zerstreuen, VW würde die Range-Extender-Hybridtechnik, wie sie jetzt in China vorgestellt wurde, nach Europa importieren. Der EREV (Extended Range Electric Vehicle) bleibt wohl dem chinesischen Markt vorbehalten.